Wein mit Hand und Fuß
Der Herbst ist deutlich spürbar und es ist an der Zeit die Trauben für unseren Wein zu ernten. Es geht ans Herbsten, der Begriff für die Weinlese selbst hat den für die Jahreszeit geprägt. Die Trauben kommen nun aus dem Weinberg in den Keller.
In der Rebzeile erfolgt die Weinlese, danach geht es in die Presse. Klingt fast nach einer Buchproduktion – der aus Mainz stammende Gutenberg ist auch nicht weit und wer schon einmal einen Abend mit einem guten Wein verbracht hat weiß, dass das so interessant sein kann wie ein Roman.
Natur, Erde und Eisbonbon
Doch vor der maschinellen Verarbeitung wird erstmal Hand und Fuß angelegt. Zunächst wird mit vielen Händen gelesen und dann mit Füßen eingemaischt. Beim Einmaischen werden die Häute der Trauben zerrissen und feste und flüssige Bestandteile mischen sich. Das begünstigt den Einfluss von Phenolen auf den Wein. Die letztlich den Charakter und Geschmack mitbestimmen. Der darf gerne etwas erdiges haben. Was durch diese Prozedur ermöglicht wird.
Aktuell gehen die Geschmacksvorlieben in eine Richtung, die mit Natürlichkeit assoziiert werden. Während um die 2000er Weine mit klaren Fruchtaromen beliebt waren, die sehr clean in Edelstahl ausgebaut wurden. Für manche schmeckt das auch mal nach Eisbonbon. Erdige Aromen können ebenfalls ungewöhnlich sein, zumindest in extremeren Varianten wie es bei „Naturwein“ vorkommen kann.
Geschmackliche Trends gibt es natürlich auch bei einem alten Kulturprodukt wie Wein. Allendorf folgt auch 2021 nicht jeder Mode blind, vielmehr werden in der Auseinandersetzung mit Trends passende Elemente mit den eigenen Vorstellungen und den Gegebenheiten vereint. So entstehen Jahr für Jahr spannende Weine, die das Zusammenwirken von Mensch und Natur geschmacklich ausdrücken.
Wein schmeckt gut, macht aber viel Arbeit
Die Natur stellt jedes Jahr neue Herausforderungen. Dieses Jahr gab es hohe Verluste beim Rotwein durch viel Feuchtigkeit und die Kirschessigfliege. Eine besondere Herausforderung ist auch die Umstellung auf einen rein biologisch wirtschaftenden Betrieb. Dabei gilt es strenge Vorgaben zu berücksichtigen. Doch die Arbeit wird schlussendlich mit einem einzigartigen Wein belohnt. Als Winzer müssen zu jeder Jahreszeit Arbeitsschritte unternommen werden, um zu bestimmen welche Qualität im Glas landet. Ob Beim Anbau und der Erziehung der Trauben also der Pflege im Weinberg, oder jetzt bei der Weinlese und dem Einmaischen. Dabei werden sehr gute und weniger gute Trauben nochmals sortiert. Später beim Ausbau im Keller kann abermals durch die Vorgehensweise bestimmt werden wie sich letztlich der Wein entwickelt.
Wenn all das mit großer Sorgfalt und dem nötigen Wissen gemacht wird entsteht – wie bei bei Allendorf – ein Wein der wirklich Hand und Fuß hat. Wir freuen uns schon jetzt auf unseren Riesling aus dem Jesuitengarten, geben der diesjährigen Ernte aber gerne noch etwas Zeit im Keller.