Hot take – dank Sweets weniger schwitzen

Der Sommer war heiß – mal wieder. Und ja, es war leider auch wieder der heißeste Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, zumindest laut dem Coperincus-Klimawandeldienst der Europäischen Union. In Europa lag die Durchschnittstemperatur im Sommer sogar um 1,54 Grad über dem entsprechenden Vergleichswert für die Jahre 1991 bis 2020. Das Ziel des Pariser Abkommen ist damit offiziell verfehlt. Wer den Klimawandel trotzdem noch leugnen möchte, dem empfehlen wir an der Stelle das Tragen eines Aluhuts. Für alle anderen gilt: bekämpfen und/oder anpassen. Mit Letzterem beschäftigten wir uns im neuesten Food-Lab Experiment.

Die Idee – ein schneller Snack, der den Körper trainiert

Wenn man Esskulturen und Temperaturen in verschiedenen Ländern miteinander vergleicht, fällt eine Sache besonders ins Auge: In heißen Gegenden, wie zum Beispiel in Südostasien oder Mittelamerika, wird gerne scharf gegessen – vor allem durch den Einsatz von Chilischoten. Was erstmal kontraproduktiv wirkt, hat eine sinnvolle Wirkung. Chilis enthalten das Schärfemolekül Capasaicin, auf das Hitzerezeptoren im Mund reagieren. Die Rezeptoren melden dem Gehirn nicht „scharf“ sondern „heiß“. Und wir fangen an zu schwitzen. Der Schweiß kühlt den Körper ab, wodurch er „echte“ Hitze besser ertragen kann. Das gilt allerdings nicht übergreifend für alle scharfen Nahrungsmittel – scharfer Senf zum Beispiel führt nicht zum gleichen Effekt.
Wer Chili-Schärfe nicht erträgt, kann aber auch zu einem anderen Inhaltsstoff greifen: Menthol. Genau wie bei Capasaicin, wird auch hier der Rezeptor ausgetrickst. Der Ionenkanal TRPM8 aktiviert die Nervenzellen, die im Mund dafür zuständig sind, Temperaturwechsel zu registrieren – und sendet bei Menthol die Botschaft „kalt“. Soweit die Theorie.

Das Produkt – Gummibärchen mit Capasaicin und Menthol

Zusammen mit Bilge Kobas, PhD-Kandidatin am TUM Lehrstuhl für klimagerechtes Bauen und Gründerin des TUM Sense Lab, tüftelte unser Food Lab Team an der Umsetzung eines mundgerechten Produkts, das die Wunderwirkung von Capasaicin und Menthol schnell in die Tat umsetzt: die Heat Beat Bears.
Funktionale Gummibärchen erfreuen sich großer Popularität in den USA und haben auch in hiesigen Märkten längst Einzug gehalten. Unsere heißen Bärchen sollten aber besondere Ansprüche erfüllen- funktional, natürlich und vor allem LECKER mussten sie sein. Food-Lab Chefkoch Can mixte dafür Minze, Kokoswasser und Basilikumsamen für die Sorte „Mighty Menthol“ und Rote-Beete Saft, Orangensaft und Chilipulver für „Chilly Chili“.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die grünen „Mighty Menthol“ Bärchen schmecken erfrischend-fruchtig und haben einen angenehm kühlenden Effekt.
Die roten Chillies bieten einen unvergleichlichen Mix aus Gemüse, Frucht und Schärfe bieten. Während auch hier geschmacklich schon überzeugt waren, stellte sich nun die große Frage: könnte der tägliche Konsum der roten Bärchen mit dem Wirkstoff Capasaicin dazu führen, dass unser Körper langfristig gegen Hitze resistenter wird?

Der Versuch – 4 gummies a day take the heat away?

An dieser Stelle kommt Bilge und das TUM Sense Lab ins Spiel. Das Sense Lab ist ein multidisziplinäres Projekt, bei dem Ingenieur*innen, Architekt*innen und Forscher*innen aus dem medizinischen Bereich zusammenarbeiten, um Zusammenhänge zwischen (Raum)Klima und Komfort für den Menschen zu untersuchen. Mit verschiedenen Messmethoden werden Parameter wie Körperkerntemperatur, Blutdruck oder Temperatur der Haut gemessen. Um Szenarien miteinander zu vergleichen, werden die Probanden in einer Art „Klimakammer“ kontrolliert bestimmten Temperaturen ausgesetzt. Ein ideales Setting also, um unsere Gummibärchen an freiwilligen Versuchskaninchen zu testen. 13 Proband*innen stellten sich zu Verfügung und aßen für 2 Wochen täglich eine Portion Heat Beat Bears. Der Großteil aß die roten Bärchen mit Capsaicin, 2 Teilnehmende aßen die Grünen (die keine Langzeitwirkung zeigen sollten) als Positivkontrolle. Das Ergebnis gibt’s am Ende des Artikels…:)

Der Verpackung – Portable Bearcase und Nachfüllpack

Zunächst mal brauchten die Bärchen ein für das Innovation Lab würdiges Verpackungskonzept, das natürlich unseren Ansprüchen an Produktschutz und Nachhaltigkeit entsprechen sollte. Das Ergebnis ist eine nachfüllbare Aluverpackung, die an eine Pillendose angelehnt ist, mit 7 einzelnen Elementen zum Portionieren. Sie verfügt über einen Befestigungsring und wird über ein simples Papieretikett gebrandet, dass nach dem Erstkauf abgetrennt und entsorgt werden kann. So wird das „Portable Bearcase“ zum täglichen Begleiter. Um Material zu sparen und für ausreichend Nachschub zu sorgen, wird die langlebige Dose über einen 400g Mono-Kunststoff Standbeutel aufgefüllt.

Der Ergebnis – Konnten die Bärchen einen Effekt erzielen?

2 Wochen lang mussten unsere Probanden Bärchen essen und schwitzen. Unser Test viel noch dazu in die heißeste Zeit des Jahres, Ende August. Unsere Erwartungen an den Effekt waren aufgrund der geringen Menge, die wir verabreichen konnten, nicht besonders hoch.
Doch das Ergebnis ist überraschend: Bei allen physiologischen Messwerten – Blutdruck, Herzfrequenz, Hauttemperatur und thermisches Wohlbefinden – zeigte die Rote Kohorte nach der zweiwöchigen Behandlung durchweg eine bessere Anpassung an den Hitzestresstest. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Teilnehmer der roten Gruppe stabilere physiologische Reaktionen, eine bessere Wärmeableitung und ein höheres Wohlbefinden aufwiesen (nach Eigeneinschätzung). Die grüne Gruppe wies nicht das gleiche Anspassungsniveau wie die rote Gruppe auf.
Allerdings muss man beachtet, das die Stichprobengröße und Teilnehmerzahl in der Pilotstudie zu gering war, um wirklich aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen. Um wirklich zu „beweisen“, dass unsere Heat Beat Bears sind weitere Untersuchungen mit verschiedenen Dosierungen und größere Stichproben notwendig.

Wir sind aber definitiv auf einer heißen Spur und werden berichten, wie es mit den Bärchen weitergeht…das Whitepaper mit den Daten zur ersten Studie gibt es hier.

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