Packaging Heute

Paperisation.

Zwei große Einflussfaktoren haben dazu geführt, dass Kunststoffverpackungen immer häufiger durch Zellulose-basierte Alternativen ersetzt werden. Einerseits sprechen wir von einer Paperisation, getrieben durch den Wunsch der Verbraucher die Papierhaptik zu spüren. Oder anders herum, die Haptik von Kunststoff zunehmend abzulehnen. Die wärmere, organischere Haptik ungestrichener Naturpapiere liegt im Zeitgeist. Ihre Ästhetik ist es, die Produkte attraktiver für Verbraucher macht.

Andererseits ist der Wechsel auf nachwachsende Rohstoffe natürlich ökologisch motiviert. Virgin Plastic wird es nicht mehr ewig geben und das effektive, werkstoffliche Recycling von Kunststoffen aus dem gelben Sack, mag nicht mal in Deutschland so recht gelingen. Während der Großteil der Industrie mit Hochdruck an einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe arbeitet, haben sich andere auf den Weg gemacht, um Kunststoff fast ganz zu vermeiden. Alfred Ritter zum Beispiel hat dies strategisch fest verankert und ist nun mit der sukzessiven Umsetzung beschäftigt. Wir durften dies im Rahmen des Ritter Sport mini Relaunches gestalterisch begleiten und finden ebenfalls Gefallen an dem Gedanken, einige Kunststoffverpackungen durch Barriere-Papierverpackungen zu ersetzen.

Paperisation - Hochbarriere-Papiere als Kunststoffersatz
Sekundärverpackung aus Papier. Bis 2025 möchte Alfred Ritter auch die Primärverpackung auf Hochbarriere-Papierverpackungen umstellen.

Bildquellen: Alfred Ritter, Nestlé

Überall dort, wo die Barriereanforderungen es erlauben, kommen die performanten Papiere ins Spiel, die mittlerweile vom kleinen Startup bis zum großen Player in verschiedensten Varianten angeboten werden. Diese ersetzen Kunststoff dank einer hauchdünnen Barriereschicht, welche beim Papier-Recyclingprozess zuverlässig abgetragen werden kann. Es handelt sich der Definition nach nicht um ein Verbundmaterial, weil >95% der Verpackung aus Papierfaser besteht. Der Rest sind Beschichtung, Druckfarbe, gegebenenfalls Lacke. Da diese innerhalb des zulässigen Störstoffanteils liegen, haben sie eine geringfügige Auswirkung auf die Qualität des Papierrecyclings. Bei steigender Anzahl der Barrierepapier im Altpapier wird die Recyclingbranche allerdings vor eine Herausforderung gestellt. Es bleibt also die letzte Aufgabe dieser vielversprechenden Verpackungslösungen, die Störstoffanteile weiter zu reduzieren bzw. den Recyclingverfahren anzupassen.

Unser Fazit: Papiere wie das Koehler NexPlus Seal oder Sappi Avantguard bieten gute Barriereeigenschaften – sind aber natürlich nicht 1:1 in jedem Anwendungsfall dazu in der Lage, Kunststoff zu ersetzen. Auch durch die neu angekündigte Plastiksteuer wird sich der Aufschwung der Barriere-Papiere weiter fortsetzen.

Best practice: Ritter Sport minis, Nestlé YES!