Packaging Heute

Verpackung zu 96% wiederverwertbar*.

https://www.gruener-punkt.de/en/nachhaltige-verpackungen/referenzen-d4r/ruegenwalder-muehle

*Die gezeigte Verpackung besteht neuerdings fast ausschließlich aus Polypropylen (PP), woraus sich hochwertige Re-Granulate gewinnen lassen. Auch das Etikett wurde von Papier auf PP umgestellt, um im Recyclingprozess möglichst sortenreine Ergebnisse beim Sortieren zu erzielen. Hier wurden alle Hausaufgaben seitens des Herstellers gemacht. In Zusammenarbeit mit unabhängigen Instituten werden auch Klebstoffe und Druckfarben hinterfragt und aus ökologischer Sicht optimiert.

Rügenwalder arbeitet mit der gezeigten Verpackung „State of the Art“ und macht seine Hausaufgaben. Makroökonomisch betrachtet muss aber die Frage erlaubt sein, wann wir aus PP-Wurstverpackungen auch wieder PP-Wurstverpackungen machen dürfen. Aktuell ist dies nur im Fall von R-PET für Getränkeflaschen möglich.

Das Problem: Mit Ausnahme von PET (bzw. R-PET) ist kein Kunststoff-Rezyklat für den direkten Lebensmittelkontakt zugelassen. Somit werden die Kunststoffe, aus denen die Verpackungen der sensiblen Wurstwaren auch zukünftig gemacht sind, nicht wieder zu Wurst-Verpackungen recycelt. Aus den Verpackungen der Rügenwalder Mühle können im besten Fall minderwertigere Kunststoffprodukte werden. Häufig ist die Rede von Blumenkübeln oder Parkbänken. Aber darum geht es nicht. Der Kreislauf ist nicht geschlossen und das ist die Herausforderung für die Politik. Wir brauchen Zulassungen für gängige Rezyklate im direkten Lebensmittelkontakt, um als Packaging Designer tatsächlich Design-for-Recycling betreiben zu können. Die Wirtschaft hat sich nun – endlich – daran gemacht die Recyclingfähigkeit ihrer Verpackungen zu optimieren. Und nun sollte die Politik den Weg für echtes Recycling von PP, PE, uvm. mit Lebensmittelkontakt frei machen.

Die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Zulassung von Post-Consumer-Rezyklaten im Lebensmitteldirektkontakt sind selbstverständlich hochsensibel. Dieser Artikel gibt tiefere Einblicke. Daher gehen wir nicht von einer schnellen Öffnung bzw. Zulassung aus und weisen auf die anderen Trends in der Rubrik „Packaging“ in unserem Radar hin. Schaut Euch um und werft auch einen Blick in das „Morgen“ und „Übermorgen“ der Lebensmittelverpackung. Lasst uns diese Zukunft gemeinsam gestalten!

Denn wenn man die tatsächlichen, werkstofflichen Kunststoff-Recyclingquoten von unter 60% (Quelle: Verpackungsregister 2019) aus dem gelben Sack in Deutschland betrachtet, könnte man auch das Projekt Kreislaufwirtschaft anzweifeln und z.B. auf Zellulose-basierte Alternativen aus nachwachsenden, nachhaltig bewirtschafteten Quellen umstellen – so wie es sich beispielsweise Alfred Ritter konsequent zum Ziel gemacht hat (hier geht es zum Trend). Oder man könnte den Kunststoff-Anteil minimieren, indem man ihn mit nachwachsenden, recyclingfähigen Stoffen kombiniert – so aktuell zu sehen im Fleischbereich mit Hybrid-Lösungen (hier geht es zum Trend).

Wer seine Produktverpackungen auf Basis Top-aktueller Rahmenbedingungen auf Recyclingfähigkeit prüfen lassen möchte, kann sich an uns wenden. Gemeinsam mit unserem Partner „Recyda“ erstellen wir Euch einen kostenpflichtigen Bericht für die Zielländer Eurer Wahl.

Best Practice: RÜGENWALDER MÜHLE, Diverse

Bildquellen: Rügenwalder Mühle

Kommentar vom Autor:

Provoziert durch neue Gesetzesvorlagen hat eine ganze Industrie das Thema Recyclingfähigkeit für sich entdeckt. Wir sind nun seit über 10 Jahren in der Food-Branche tätig und können aus eigener Erfahrung bestätigen, dass die Frage nach den tatsächlichen Recyclingfähigkeiten von Verpackungen nur selten thematisiert wurden in Designbriefings.

Erst als der Staat bzw. die Politik eingegriffen und endlich EU-weite Gesetze auf den Weg gebracht wurden, die die Recyclingfähigkeit von Verpackungen vorgeben, kam Tempo ins Spiel. Und mit Tempo spielen kann die Food-Branche! Seitdem werden Monomaterial-Konzepte in Rekordtempo entwickelt. Die Ergebnisse sind gut und so werden selbst in sensiblen Warengruppen annähernd 100% Recyclingfähigkeit erzielt, wie das Beispiel der veganen Hack-Produkte der Rügenwalder Mühle zeigt.

Wir bleiben dem Idealbild einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft weiterhin offen und zukunftsoptimistisch gegenüber eingestellt. Wenn aber nicht schnell bessere Ergebnisse in hoch entwickelten Ländern wie Deutschland mit Jahrzehnten an Recycling-Wirtschaftserfahrung erzielt werden, können wir uns vorstellen eine radikalere Position einzunehmen und dem Kunststoff den Kampf anzusagen. Bis 2030 werden wir alles daran setzen mit unseren Kunden diese ambitionierten Ziele zu erreichen:

Recyclingfähigkeit durch Mono-Kunststoff

https://www.aim.be/wp-content/themes/aim/pdfs/Digital%20Watermarks%20Initiative%20HolyGrail%202.0%20-%20general%20presentation%20for%20PDF.pdf?_t=1608025169

Dieser Trend-Eintrag spiegelt unseren Status-Quo in unserer hoch entwickelten, reichen Wirtschaft wider. Und deshalb liegt er mir so am Herzen. Erlaubt mir deshalb eine kritische Frage zum Abschluss, die mich nicht loslässt. Bisher konnte mir kein Top-Experte der Konsumgüter- oder Recycling-Wirtschaft eine Antwort liefern. Wie wollen wir in nur 20-30 Jahren eine funktionierende Recyclingwirtschaft in Schwellen- und Entwicklungsländern aufbauen, in die immer mehr – in Kunststoff verpackte – Produkte importieren werden?
Eine internationale Recyclingwirtschaft existiert quasi nicht. Wenn wir unsere Hausaufgaben zuhause erledigen und Lebensmittelverpackungen eines Tages tatsächlich im Kunststoffkreislauf halten, dürfen wir nicht vergessen schnellstmöglich die Infrastruktur weltweit zu etablieren, um eine sogenannte Kreislaufwirtschaft nicht als naiven Traum in die Geschichtsbücher eingehen zu lassen.